Reisebranche 2019 - ein Jahr des Umbruchs?!

Das Jahr 2019 war für die Reisebranche einmal mehr ein recht turbulentes Jahr.

Das Jahr 2019 war für die Reisebranche einmal mehr ein recht turbulentes Jahr. Nachdem diverse deutsche Reiseveranstalter im Februar von der Insolvenz der Fluggesellschaft Germania, deren bekannte Finanzierungsprobleme eigentlich als behoben galten, hart getroffen wurden und diese Pleite ihnen die Bilanzen bereits vor Beginn der eigentlichen Tourismussaison verhagelte, war das operative Geschäft ansonsten von einer weiterhin hohen Nachfrage gekennzeichnet, wodurch der Gesamtumsatz das wachstumsstarke Vorjahr noch einmal um ca. 2% übertraf.

Nachdem Thomas Cook, nach TUI die Nummer 2 der Reiseveranstalter, schon längere Zeit finanziell angeschlagen war, schien es zunächst so, als ob der Veranstalter durch ein Finanzierungspaket der Banken und den beabsichtigten Erwerb durch den chinesischen Investor Fosun gerettet sei. Für viele Markteilnehmer und insbesondere auch Reisende unerwartet, kam es Ende September dann doch zur Insolvenz, die viele Urlauber und Hoteliers hart getroffen hat. In Deutschland wurden alle Abreisen der Thomas Cook-Veranstalter abgesagt, und die Deckungssumme der gesetzlich vorgeschriebenen Insolvenzversicherung für Pauschalreisen (€110 Mio.) wird bei Weitem nicht ausreichen, um die entstandenen Schäden der Urlauber zu decken. Deshalb hat die Bundesregierung kürzlich entschieden, nicht abgedeckte Schäden der in Deutschland betroffenen Urlauber zu übernehmen. Hintergrund dieser Entscheidung ist die in 2018 umgesetzte Reiserichtlinie der EU, nach der Pauschalreisen gesetzlich verpflichtend über einen Sicherungsschein vollständig abgesichert sind. In Folge der Insolvenz konnte ein größeres Chaos am Himmel durch einen staatlichen Überbrückungskredit für den deutschen Ferienflieger Condor i.H.v. € 380 Mio. verhindert werden. Dieser soll den Fortbestand und die Suche nach einem Investor für die profitable Thomas Cook-Tochter ermöglichen, die gerade noch in vollem Gange ist.

In diesem schwierigen Marktumfeld hat es dennoch eine rege M&A-Aktivität in der deutschen sowie der europäischen Reiseindustrie gegeben. Neben Strategen traten insbesondere auch Finanzinvestoren als Käufer auf.  Nachdem bereits Ende 2018 der Finanzinvestor Bregal den deutschen Reiseveranstalter trendtours erworben hatte, folgte im Dezember die Ankündigung des Finanzinvestors Triton, den schweizerisch-niederländischen Direktreiseveranstalter Sunweb Group zu übernehmen. Diese Transaktion wurde Anfang 2019 vollzogen.

Außerdem ist hier der Verkauf der Spezialreiseveranstalter Berge & Meer und Boomerang im Zuge der Neustrukturierung des Pauschalreisegeschäfts der TUI an den Finanzinvestor Genui zu nennen.

Ein weiterer Deal, der in der Branche viel Beachtung fand, ist der von uns beratene Verkauf des deutsch-schweizerischen Reiseveranstalters vtours an die schweizerische Hotelplan Group, eine Tochtergesellschaft der Migros-Gruppe und der führende Reiseveranstalter in der Schweiz. Vtours wurde 2004 gegründet, ist der führende Anbieter dynamisch paketierter Pauschalreisen und gehört zu den größten Reiseveranstaltern in Deutschland.

Im Venture Capital-Bereich gab es ebenfalls viel Aktivität, z.B. durch die Neugründung von Unternehmen mit innovativen Geschäftsmodellen sowie durch großvolumige Finanzierungsrunden. Die Geschäftsmodelle müssen ihre Profitabilität noch unter Beweis stellen, üben aber bereits heute Wettbewerbsdruck auf etablierte Anbieter der touristischen Value Chain aus.

Aktuell erhöht sich die Anzahl der M&A-Deals im Reisesegment noch weiter, insbesondere da im Zuge der Zerschlagung von Thomas Cook kontinuierlich Verkäufe von Tochtergesellschaften durch den Insolvenzverwalter getätigt werden. Aktuelle Beispiele sind der Verkauf von über 100 Thomas Cook-eigenen Reisebüros an Karstadt-Kaufhof sowie aller übrigen Neckermann- und Thomas Cook-Reisebüros an die Raiffeisen Touristik Group, oder der Erwerb der Veranstalter Bucher Reisen und Oeger Tours durch die türkisch(-holländisch)e Anex Tourism Group.

Darüber hinaus sind in diesem stark fragmentierten Marktumfeld auch aktuell eine Vielzahl weiterer Transaktionen in der Pipeline, die nach unserer Auffassung auch im Jahr 2020 zu einer weiterhin regen M&A-Aktivität in der Branche führen werden.


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