M&A Trend in Deutschland: Aktuelle Entwicklungen im Konsumgüterbereich

  • Okt. 2019
  • Konsumgüter
  • Distressed M&A
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Nach der letzten Finanzkrise erlebte die deutsche Wirtschaft eine Art Höhenflug, welcher sich nun dem Ende zuneigen dürfte. Die aktuellen Wirtschaftsnachrichten werden von Gewinnwarnungen und Stellenstreichungen sowie Insolvenzen dominiert. Während laut Angaben der WirtschaftsWoche im zweiten Halbjahr des Jahres 2018 die Insolvenzen noch sanken, stieg die Anzahl im ersten Halbjahr 2019 auf in Summe rund 4.000 Unternehmensinsolvenzen (davon 134 Eigenverwaltungen).

Auch wenn Industrie und Maschinenbau aktuell noch gefüllte Auftragsbücher verzeichnen – die weltweiten Risiken nehmen zu: Handelskriege, Russlandkrise und Brexit schaden der deutschen Wirtschaft. Doch nicht nur die Industrie hat derzeit mit aktuellen Marktveränderungen zu kämpfen, auch der Konsumgüterbereich steht unter Druck. Dabei ragen der Einzelhandel, insbesondere Modeketten, sowie die Möbelbranche heraus.

Seit Beginn des Jahres 2019 meldeten Modeketten wie Gerry Weber, René Lezard, Strenesse, AWG, Miller & Monroe sowie auch der Taschenhersteller Bree, die Sportkette Voswinkel und der Schuhpark Fascies Insolvenz an. Fälle wie zuletzt Peacock zeigen, dass auch der stationäre Handel nicht verschont bleibt.

Der Modemarkt ist derzeit von Discountern geprägt. Zudem ändern sich die Vertriebskanäle: Konsumenten greifen zunehmend auf den durch günstige Preise und schnelle Verfügbarkeit geprägten Online-Handel zu. Das Konsumentenverhalten wandelt sich schnell und umfasst dabei ein breites Spektrum angefangen mit einer „Wegwerfmentalität“ im Bereich der Billigwaren bis hin zu einem hohen Qualitäts- und Umweltbewusstsein bezogen auf hochwertigere Produkte. Medien verbreiten schnell neue Trends, welche von Konsumenten ebenso schnell an- und abgenommen werden wollen: eine große Herausforderung für die Modebranche, dem stetigen Wandel entsprechend nachzukommen und gerecht zu werden. Dennoch zeigen Unternehmen wie Naketano, Zara und Adidas, dass Erfolg durchaus möglich ist. Ein mögliches Wachstum wird für das Niedrigpreis- sowie Premium- und Luxussegment erwartet.

Auch die Möbelbranche befindet sich derzeit zunehmend im Wandel. Der Umsatz im Möbel-, Küchen- und Einrichtungsfachhandel sank im Jahr 2018 um zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr und lag damit bei rd. EUR 32,9 Milliarden Jahresbruttoumsatz.

Auch dieses Jahr meldeten namhafte Unternehmen wie Wellemöbel, Flötotto und der Küchenmöbelhersteller Warendorf – wie auch schon in den vergangenen Jahren Alno, Nolff,  Zeyko, Zeiler (allmilmö) und Interlübke – Insolvenz an. Zudem sieht sich auch der Premiumgerätehersteller MIELE mit Absatzproblemen konfrontiert und hat mitgeteilt, dass er im Zuge einer Restrukturierung Arbeitsplätze abbauen wird.

Nach schwierigen Jahren für den deutschen Möbelgiganten hülsta bzw. die Hüls-Unternehmensgruppe und dem Verkauf von Rolf Benz, Parador sowie Loddenkemper und femira hat Mitte des Jahres der ehemalige Unternehmensberater Thomas Knecht die Leitung der Gruppe im Rahmen eines Management-Buy-In übernommen und ist nun größter Einzelgesellschafter. Rauch Möbel befindet sich in einer operativen Neuausrichtung; die Nolte-Gruppe in Germersheim wird durch den Ex-Hülsta CEO Oliver Bialowons stabilisiert.

Der Markt wird zunehmend konsolidiert; als Käufer finden sich oftmals chinesische Investoren wie in den Fällen Warendorf, Rolf Benz und SieMatic. Doch auch Transaktionen innerhalb des deutschen Marktes wie Loddenkemper und femira an Wiemann oder interlübke an Schramm bestätigen die hohe Marktkonsolidierung in Richtung der Großunternehmer.

Doch nicht nur Möbelproduzenten stellen sich derzeit großen Herausforderungen; auch Zulieferer der Möbelbranche stehen unter starkem Wettbewerbsdruck durch die zunehmende Qualität der günstigeren Produkte aus dem Ausland, weshalb u.a. auch der Bielefelder Produzent von Polstermöbelbeschlägen Ferdinand Lusch im Frühjahr Insolvenz anmeldete. Neben den bereits starken Möbelbranchen in China und den USA stärkt auch Polen weiterhin seine Position als bedeutender Möbelproduzent und Zulieferer.

Zudem ändert sich zunehmend die Vermarktung der Möbel. Die Großfläche wird als eher kundenfern wahrgenommen und die Innenstädte daher als neuer Kontaktpunkt zum Endabnehmer aufgesucht, um direkt auf diesen zugehen zu können. Die Digitalisierung hilft bei der Visualisierung im Bereich des Online-Möbelkaufs. Des Weiteren schützt die Größe der Möbel vor übermäßigen Rücksendungen.

Wie sich die Branche Konsumgüter, insbesondere in den Segmenten Mode und Möbel, in Deutschland in den kommenden Jahren entwickeln wird und welche Auswirkungen die aktuellen weltweiten wirtschaftlichen Risiken auf diese Bereiche haben werden, bleibt abzuwarten. Aus den Entwicklungen der vergangenen Jahre wird jedoch deutlich, dass es zu einer weiteren Marktkonsolidierung in den jeweiligen Segmenten kommen wird. Die Anforderungen an die Flexibilität der Unternehmen sowie vielmehr noch an die schnelle Umsetzung neuer Trends und flexible Anpassung an Kundenwünsche werden weiter zunehmen. Zudem wird der Wettbewerb aus dem Ausland und insbesondere das Internet im Bereich des Onlineshoppings an Einfluss gewinnen.

Grundsätzlich gehen wir davon aus, dass der Absatz von Konsumgütern vor dem Hintergrund zunehmender Nachhaltigkeitsbewegungen und auf Grund der gesellschaftlich abnehmenden Wertschätzung von (Konsum-)Statussymbolen – dazu zählen wir in diesem Kontext auch den Verkauf von Automobilen – weiter zurückgehen wird.


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